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Medizinische Innovation durch KI: Wo stehen wir heute?

Autorenbild: Titus KalettaTitus Kaletta

Eine futuristische Abbildung eines Gehirns mit rotem Gesundheitskreuz in der Mitte und dem Wort AI rechts davon (urspr. Foto von Geralt, Pixabay)

Effizienter, präziser, patientenorientierter – die transformative Kraft der KI ebnet den Weg für ein neues Zeitalter im Gesundheitswesen. Doch warum zögern viele medizinische Fachkräfte, obwohl sie grundsätzlich überzeugt sind? Und welche entscheidende Rolle spielen europäische Innovationen dabei? Erfahren Sie mehr in unserem kompakten Statusbericht.



 


Zusammenfassung

  1. Die Mehrheit der Fachkräfte im Gesundheitswesen, in Deutschland und weltweit, bewertet KI-basierte Lösungen grundsätzlich positiv. KI bietet zahlreiche Vorteile, wie man anhand der konkreten Anwendungsbeispiele im Artikel sehen kann.

  2. Insbesondere regulatorische Unsicherheiten und ethische Bedenken, beispielsweise beim Umgang mit sensiblen Patientendaten, sorgen noch für Zurückhaltung bei potenziellen Anwendern.

  3. Um der steigenden Nachfrage im Gesundheitswesen gerecht zu werden, braucht es dringend mehr Innovationen, die mit ethisch sicheren Daten aus Deutschland bzw. Europa entwickelt und trainiert wurden sind.



Inhaltsverzeichnis



    

 


Die Integration von Künstlicher Intelligenz in die Gesundheitsversorgung markiert einen Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie medizinische Dienstleistungen konzipiert und erbracht werden. Quelle: OECD, Dezember 2024


In einem deutschen Operationssaal bereitet sich das Ärzteteam auf eine anspruchsvolle Herzoperation vor. Unterstützt werden die Chirurgen dabei von einem KI-gestützten System des Unternehmens Caresyntax, das in Echtzeit Daten aus Monitoring- und Bildgebungsverfahren analysiert und präzise Handlungsempfehlungen liefert.

Das Besondere daran: Mithilfe dieser KI lassen sich selbst subtile Anomalien erkennen, die dem menschlichen Auge entgehen – ein entscheidender Faktor für Fehlervermeidung und Patientensicherheit. Mit über zehn Millionen Einsätzen weltweit bestätigt die Technologie aus Berlin eindrucksvoll ihren Erfolg.

Als Auslöser und Treiber der Transformation des Gesundheitswesens eröffnen solche Innovationen wie von Caresyntax neue Perspektiven und Potenziale – für Unternehmen, medizinisches Personal und Patient:innen gleichermaßen.


1.     Upgrade in der Medizin: Neue Vorteile durch KI


Von der Entlastung bei administrativen Tätigkeiten bis zur gezielten Unterstützung bei der Diagnostik – mithilfe der transformativen Kraft KI-gestützter Lösungen kann das Gesundheitssystem grundlegend modernisiert und auf ein neues Niveau angehoben werden. Nachfolgend stellen wir die bedeutendsten Vorteile vor und zeigen, wie sie im medizinischen Alltag konkret zum Einsatz kommen.


Diagramm  einer Studie die Vorteile durch KI für Ärzte zeigt
„Vorteile durch KI für Ärzt:innen“ | Quelle: Gesundheitsstadt Berlin e.V. und GIM, 12/2024

1.1      Weniger dokumentieren, mehr interagieren


Kaum zu glauben, aber wahr: Ärzt:innen verbringen fast ein Drittel ihres Tages mit administrativen Tätigkeiten (Bürokratie, Dokumentation, Terminierung usw.) – und nicht mit ihren Patient:innen. Genau hier setzt KI wie „DAX Copilot“ an, indem sie insbesondere die Dokumentation von Patientenbefunden erheblich vereinfacht.

Während eines Arzt-Patienten-Gesprächs erfasst das System automatisch alle relevanten Informationen, transkribiert sie in Echtzeit und integriert sie direkt in die elektronische Patientenakte. Dadurch gewinnen Ärzt:innen bis zu zwei Stunden pro Tag, die sie für Diagnosen und Behandlungen nutzen können.

Das Ergebnis: Eine deutlich verbesserte Versorgung und eine spürbare Entlastung des medizinischen Personals.



1.2      Präzision trifft Medizin


Wie eine innovative Technologie die Diagnosegenauigkeit steigern kann, demonstriert das Johannes Wesling Klinikum in Minden eindrucksvoll. Der Radiologe Jan Borggrefe arbeitet dort mit einem KI-gestützten Tool namens "Doktor Bot", die Röntgenbilder analysiert und Diagnosen erstellt.

Der vorgesehene Mehrwert dieser von Siemens Healthineers entwickelten Technologie liegt u.a. darin, bösartige Tumore im klinischen Alltag zu entdecken, die Radiolog:innen andernfalls übersehen könnten.

Solche Anwendungen erhöhen die Diagnosegenauigkeit, ermöglichen frühzeitige Diagnosen und unterstützen individuell angepasste Behandlungspläne.



1.3      Chatbots statt Warteschleifen


Manchmal braucht ein Patient:in mitten in der Nacht Antworten: Was bedeuten meine Symptome? Wann wäre der nächste freie Termin? KI-basierte Chatbots wie „Babylon Health“ stehen rund um die Uhr bereit, um solche Fragen zu beantworten.

Millionen Menschen in Großbritannien nutzen bereits diese Technologie, die Symptome analysiert, Termine koordiniert und wichtige Informationen bietet. Ärzt:innen und Pflegekräfte werden entlastet, während Patient:innen schnellen Zugang zu verlässlichen Informationen erhalten.


Ein Drittel der Ärzt:innen in Deutschland nutzt KI, vor allem in der Bildgebung, Diagnostik und Dokumentation. Fast zwei Drittel sehen KI als unverzichtbar für die Zukunft der Medizin. Quelle: Gesundheitsstadt Berlin e.V. und GIM, Dezember 2024

Trotz zahlreicher nützlicher Anwendungen und der positiven Haltung vieler Ärzt:innen gegenüber KI bleiben offene Fragen: Warum wird KI nicht flächendeckend eingesetzt? Wo liegen die Hürden? Warum wird das Potenzial von KI nicht vollends ausgeschöpft?


2.     Warum KI trotz Akzeptanz auf Widerstand stößt

Die Mehrheit der Fachkräfte im Gesundheitswesen zeigt sich KI gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen, wie Umfragen in Deutschland und weltweit belegen. Es mangelt also nicht an der Überzeugung des medizinischen Personals, KI-Anwendungen zu nutzen – diese ist eindeutig gegeben und auch statistisch belegt.


72 % der medizinischen Vereinigungen glauben, dass die Vorteile von KI die Risiken überwiegen. Quelle: OECD, November 2024

Die eigentlichen Herausforderungen sind weniger medizinischer, sondern vielmehr struktureller Natur: Regulatorische Unsicherheiten und ethische Fragen, wie der Umgang mit sensiblen Patientendaten, sorgen für eine gewisse Zurückhaltung bei den Anwendern.


Die Mehrheit (94 %) äußerte sich besorgt über ethische Fragen, insbesondere den möglichen Bias in Algorithmen und Haftungsprobleme bei Fehlentscheidungen. Quelle: OECD, November 2024


2.1      Bias in KI-Systemen


Ärzt:innen und medizinische Verbände in Deutschland nehmen ethische Fragestellungen im Zusammenhang mit KI im Gesundheitswesen sehr ernst. Insbesondere die Bundesärztekammer und die Kassenärztlichen Vereinigungen engagieren sich aktiv in der Auseinandersetzung mit dem Thema potenzieller Diskriminierungen durch algorithmische Verzerrungen (Bias).

Dieser Fokus spiegelt sich auch in einer internationalen Umfrage der OECD wider, der zufolge über 70 % der medizinischen Verbände aktiv an der Entwicklung von Richtlinien für den ethischen Einsatz von KI beteiligt sind.

Würden Fachkräfte in die Entwicklung und Implementierung von KI-gestützten Lösungen generell stärker eingebunden, könnte dies die Mitbestimmung fördern und die Akzeptanz somit erhöhen. Mehr zum Bias in KI-Systemen können Sie hier erfahren: AI Act vs. MDR & IVDR: Handlungsempfehlungen (Teil 2)


2.2      Haftung im Zeitalter der KI


Wer haftet, wenn eine KI-gestützte Entscheidung zu einem Fehler führt? Sind die Entwickler:innen des Systems, die Ärzt:innen  oder die Gesundheitseinrichtung verantwortlich?

Aktuell gibt es in Deutschland noch keine spezifischen Gerichtsurteile, die die Haftung bei medizinischen KI-Anwendungen eindeutig regeln. Dies könnte sich mit dem Inkrafttreten der EU-KI-Verordnung im August 2024 jedoch zukünftig ändern. Weitere Informationen zum AI Act finden Sie hier: AI Act - Fakten, Zahlen und Infographiken

 

Um rechtliche Unsicherheiten bei den Anwendern in Deutschland zu minimieren, sind hohe Sicherheitsstandards in Europa unverzichtbar. Klare Richtlinien, die den Datenschutz und ethische Aspekte umfassend regeln, geben dem medizinischen Personal das nötige Vertrauen bei der Anwendung neuer Technologien.



2.3      Datenschutz - eine wichtige Voraussetzung


Die unten abgebildeten Ergebnisse einer deutschen Studie zeigen deutlich: Die Mehrheit der medizinischen Fachkräfte bevorzugen klar KI-Anwendungen aus Deutschland bzw. Europa. Dabei ist es den Befragten mitunter wichtig, dass mithilfe der DSGVO hohe rechtliche Standards für den Schutz sensibler Gesundheitsdaten sichergestellt werden können.

 

Als Reaktion auf die wachsende Nachfrage im Gesundheitsbereich braucht es daher dringend mehr Innovationen und Anwendungen, die vorzugsweise mit ethisch sicheren Daten aus Deutschland bzw. Europa entwickelt und trainiert werden.


Diagramm einer Studie die zeigt welche Rolle deutsche und europäische KI für Anwender spielt
„KI-Lösungen aus DE/EU“ | Quelle: Gesundheitsstadt Berlin e.V. und GIM, 12/2024


3.     Vertrauen in KI durch europäische Lösungen


Die Mehrheit medizinischer Fachkräfte steht KI-basierten Lösungen aufgeschlossen gegenüber, dennoch besteht eine gewisse Zurückhaltung. Dabei ist der medizinische Nutzen für alle klar sichtbar: KI hebt die Effizienz und Qualität der Gesundheitsversorgung auf ein bislang nie dagewesenes Niveau.

Trotzdem bleiben regulatorische Unsicherheiten und ethische Fragen bestehen, insbesondere beim Thema Datenschutz. Hier könnte Europa zur Vorreiterregion werden. Innovationen, die unter hohen ethischen Standards und einem robusten europäischen Regelwerk entstehen, können das Vertrauen der Nutzer weiter stärken.


Eine klare Mehrheit der Ärzt:innen fordert, dass KI-Anwendungen sowie Trainingsdaten aus Deutschland und Europa stammen sollen. Der Datenschutz und die Transparenz der Anwendungen gelten als Grundvoraussetzung für das Vertrauen von Ärzt:innen und Patient:innen in die Technologie. Quelle: Gesundheitsstadt Berlin e.V. und GIM, Dezember 2024

Genau solche Ansätze sind es, die zögernden Anwendern den entscheidenden Impuls geben könnten, KI mit Überzeugung im medizinischen Alltag zu integrieren. Angesichts alternder Bevölkerungen, wachsender Personalengpässe und zunehmender chronischer Erkrankungen, die das Gesundheitssystem immer mehr belasten, ist dieser Wandel im Grunde unumgänglich. Wir stehen daher heute an einem Punkt, an dem wir erkennen müssen: Der Fortschritt durch KI im Gesundheitswesen ist nicht nur unvermeidbar und dringend notwendig, sondern wird sogar mehrheitlich befürwortet. Selbst gewisse Bedenken, die das Tempo der Transformation noch bremsen, ließen sich mithilfe europäischer Innovationen gezielt angehen. Europa ist in der Lage dazu, den Wandel durch KI nachhaltig und verantwortungsvoll zu lenken – tragen wir unseren Teil dazu bei und gestalten die Zukunft der Medizin aktiv mit!


Geschäftsmann mit ausgestreckten Armen (urspr. Foto von Razvan Chisu, Unsplash)

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Disclaimer: Die in diesem Beitrag genannten Beispiele aus der Industrie dienen ausschließlich zu Illustrationszwecken und stellen keine Empfehlung, Werbung oder besondere Hervorhebung dar. Es existieren zahlreiche weitere vergleichbare Lösungen, auf die hier nicht eingegangen wird. Der Autor unterhält keinerlei Geschäftsbeziehungen zu den genannten Unternehmen und erhält keine Vergütung oder sonstige Vorteile durch deren Erwähnung. Alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität.



Quellen:


Informationen zur Studie

Die Studie „Artificial Intelligence and the Health Workforce“, veröffentlicht im November 2024 von der OECD, untersuchte die Perspektiven von 18 medizinischen Verbänden aus verschiedenen Ländern. Die Umfrage, die in Zusammenarbeit mit der World Medical Association (WMA) durchgeführt wurde, beleuchtete die Standpunkte der medizinischen Verbände u.a. zu Chancen und Risiken im Hinblick auf KI-basierte Tools im Gesundheitswesen. Die Forschung kombinierte quantitative Daten und qualitative Erkenntnisse. Der Untersuchungszeitraum sowie spezifische methodische Details finden sich im Bericht.


Informationen zum Vortrag

Titel des Vortrags: KI im Gesundheitswesen – Wie wird Künstliche Intelligenz die ambulante Versorgung revolutionieren? Impulsvortrag auf Englisch: Eric Sutherland, Senior Health Economist, OECD


Diskussion auf Deutsch mit: Dr. Peter Bobbert, Präsident Ärztekammer Berlin Susanne Dubuisson, Direktor Doctolib Katarina Vujovic, Health Research Officer, OECD Dr. Christiane Wessel, stellv. Vorstandsvorsitzende KV Berlin

Moderation: Dr. Daniel Dettling, Geschäftsführer Gesundheitsstadt Berlin e.V.


Informationen zur Studie

Die von Doctolib in Auftrag gegebene Studie KI in der ambulanten Versorgung: Doctolib und Gesundheitsstadt Berlin zeigen Trends wurde von Gesundheitsstadt Berlin e.V. und der Gesellschaft für Innovative Marktforschung GIM durchgeführt. Neben qualitativen Interviews mit zahlreichen Expert:innen wurden 300 Ärzt:innen aus ganz Deutschland im Zeitraum vom 7. Oktober bis zum 7. November 2024 zu ihrem Einsatz, ihren Erwartungen und Bedenken gegenüber KI befragt.


  • Foto 1 (abgeändert) von Geralt, Pixabay

  • Foto 2 (leicht abgeändert) von Razvan Chisu, Unsplash




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